The Hacker (iOS)

Ich habe ein Spiel für 79 Cent* gekauft, weil mir das Icon so gut gefiel. Es dürfte sich hierbei um einen Akt später Rebellion und/oder einen Befehl meines Unterbewusstseins gehandelt haben, weil es mich irgendwie an Hacker II: The Doomsday Papers erinnerte. Ich sah es vor unvorstellbar vielen Jahren im heimischen Massa-Markt (C64! Datasette!!) und fand es sofort supergeil, nur leider durfte ich es auf Geheiß meiner stahlharten Eltern nicht erbetteln kaufen. Egal, es ist 2012 und jetzt besitze ich trotzdem ein Spiel, welches Hacker heißt. Auf meinem Telefon. Har!

Glider Operating System. Grün auf Schwarz – mehr ist da erstmal nicht. Irgend etwas hat eine Zeitreisefunktion auf meinem iPhone gestartet, es ist jetzt nur noch ein Desktop. Ein Desktop, der mich dezent an 1990er Workbench-Stunts erinnert, vielleicht noch ein wenig reduzierter. Ziemlich retro. Und ziemlich cool.

Ich versuche, mich im Netzwerk anzumelden, scheitere aber am Passwort. “0000” – wäre ja auch zu einfach gewesen. Da informiert mich ein standesgemäß nerviger Piepton über eine neue Mail in meinem Postfach und so erfahre ich, was hier eigentlich los ist: Ich war fest angestellter Programmierer bei der Glider Corp. und arbeitete mit ein paar anderen Jungs an dem besagten, neuen und bahnbrechenden Betriebssystem. Kurz vor Fertigstellung des Projekts wurden wir alle gefeuert, weil wir potenziell gefährlichen Code in der Software entdeckten. Keiner weiß, warum unser Programm derart manipuliert wurde und was die Glider Corp. damit vorhat und so bitten mich meine Ex-Kollegen, ihnen mit meinem Fachwissen beizustehen: Das Netzwerk unseres ehemaligen Arbeitgebers soll lahmgelegt, das Geheimnis hinter dem verseuchten OS gelüftet und wahrscheinlich sogar die Welt gerettet werden. Videospielstories, normal.

Die Mischung aus Tech Talk, dem fluoreszierend-grün blinkenden Cursor und irgend einem bescheuerten Ehrenkodex verwirrt mich, meine neuen Freunde spielen mir das benötigte Passwort zu und schon befinde ich mich mitten im berauschenden Sog der Datenkriminalität. Herrlich! Ich bin jung und gerade arbeitslos geworden, meine Welt ist grün/schwarz und jetzt will ich verdammt nochmal Ruhm und Macht und Anerkennung und überhaupt alles hacken, was nicht bei „Drei“ auf den Speedtrees ist!

Aus Gründen der Simplizität werden dabei natürlich keine Befehlskolonnen in irgendwelche Konsolen gehämmert, hier werden dem Thema angepasste Minispiele bzw. Puzzles gelöst, um tiefer und tiefer ins Netzwerk des Klassenfeindes vorzudringen. Die Glider Corp. betreibt weltweit 8 große Server, die erfolgreich gehackt werden müssen, um das Spiel zu beenden. Sehr oft handelt es sich dabei um detailverliebt aufgearbeitete Interpretationen von Memory, Pipe Mania!!, Sokoban, Kwirk, etc.: Schalterspiele, Konstruktionsaufgaben, Schieberätsel … Denksport bis Monochromdämpfe aus dem iPhone aufsteigen!

Gelöste Aufgaben bringen Erfahrungspunkte, die quasi als Währung im Spiel dienen. Man kauft Lösungen für zu schwere Puzzles, todschicke ASCII-Wallpapers für den Desktop oder Computerspiele. Computerspiele? Yeah: Mit G.A.M.E. befindet sich ein Programm im Betriebssystem, welches überarbeitete Versionen diverser Arcade-Klassiker beinhaltet. Spiele im Spiel!! Earth Crawler, Road Rage, Space Evader, Breakazoid und Martian Attack. Unglücklicherweise sind sämtliche Module defekt, aber der Hacker von Welt repariert jedes einzelne durch den Einsatz hart errätselter Erfahrungspunkte.

Ich hatte und habe großen Spaß mit The Hacker, welches von irgendwelchen Deppen als altbackene Minispiel-Sammlung beschrieben wurde. Was hier an Details und Charme aufgefahren wird, ist ganz großer Retrosport. Der Turnbeutel in einer Welt voller Handgelenktaschen. Wer ein iOS-Device, ein Faible für die Computerwelt der 1980er und 79 Cent besitzt, sollte nicht lange überlegen. Kopftreffertipp, Freunde!


LINKS UND INFOS:
THE HACKER IM APP STORE: HIER!
SYSTEM: iPad / iPhone / iPod touch (Universal App)
ENTWICKLER: AngryBugs (2012)
PREIS: EUR 0,79 *UPDATE: Das Spiel kostet inzwischen EUR 0,99
SPRACHE(N): Englisch
GRÖSSE: 8 MB